20. August 2014

... eigentlich noch Nacht zum 20. August. Jakob schläft, Marco liest, es ist halb eins. Ich sollte ins Bett, der heutige Tag wird aufregend!

Es ist 12.55 Uhr, wir sind am Flughafen und alle Kontrollen passiert

Gut angekommen!

So, heute ist nun der 22. August und wir sind endlich in einem Internet-Cafe! Juhuh!

Gestern habe ich eine Sim-Karte gekauft und ueber unser Hotelnetz versucht was zu schreiben, leider liess sich nichts hochladen. Nach stundenlangen Versuchen habe ich es aufgegeben. Am Newskij-Prospekt ist zwar ueberall freies Wi-Fi aber teilweise so schwach, dass eben nichts geht. Internet-Cafes sind sehr rar geworten. Jetzt haben wir auf jeden Fall eine zuverlaessige Adresse! Nun aber etwas mehr ueber die ersten Tage unserer Reise.

Vom Flughafen sind wir mit dem Kleinbus in die Vorstadt gefahren und dann mit der Metro weiter. Das war ein Kinderspiel! Interessant sind die Metro-Stationen ausserhalb des Zentrums. Der Zug ist nicht zu sehen, er bleibt im Tunnel vor dem Bahnsteig stehen, mann sieht aber nur die Tore fuer die Zugtueren. Diese oeffen sich (wie Mausloecher), man steigt ein die Mausfalle geht zu und man ist wieder im Tunnel. Habe ich noch nie gesehen, sehr befremdlich!

Unser Hotel ist schnuckelig, kleines Zimmer aber mit Kochzeile und russischem Fernsehen. Nachrichten laufen wie in Amerika, sehr hecktisch und sehr wie Werbeslogans. Gross wurde z. B. die Schliessung von 4 McDonalds-Filialen in Morkau gezeigt, wegen Verletzung russischer (Hygiene)vorschriften, wenn ich es richtig verstanden habe. Naja, hier in Petersburg sind aber alle noch offen, die wir gesehen haben.

Gestern haben wir uns nun auf den Weg zur Erkundung der Umgebung und der Stadt gemacht. Gleich als erstes sind wir ueber den traurigen Dostojewski in Bronze gestolpert. Wir wohnen ja in dieser Gegend, wo er sein Zuhause hatte und die Personen seiner Buecher... Naja wir sind auch an unserem Wunschhotel vorbeigelaufen. Hotel Europa! Beim naechsten Mal!

Fast den ganzen gestrigen Tag haben wir am Newskij=Prospekt verbracht. Hier pulsiert das Leben. Bei Wind aber Sonnenschein und angenehmen Temperaturen haben wir die Stadt in uns aufgesogen. Es ist ein klein bisschen wie im Berlin der spaeten Nach=Wende=Zeit. Tolle Fassaden, aber die Hinterhoefe bestenfalls im Umbau. An einigen schoenen Plaetzen sind Baustellen. Aber die Stadt hat so viele Palaeste, Kathedralen, Gaerten ..., die sich herrlich praesentieren, da bleiben die normalen (immer noch herrlich anzusehen) Haeuser auf der Strecke.

Kaffee haben wir im Haus der Buecher getrunken. Es ist das fruehre Singer-Haus. Das der Naehmaschinen. Ein herrlicher Bau im Jugendstil und mit toller Aussicht auf den Newskij-Prospekt und die Statue der Katharina der Grossen. Aber fuer die, laut Reisefuehrer, groesste Buchhandlung der Stadt war diese doch etwas mickrig. Wo doch die Russen soviel lesen, dachte ich! Aber auch hier hat der Computer Einzug gehalten. Jeder rennt mit einem Smartphone durch die Gegend!

Heute Abend gehen wir ins Mariinskij-Theater. Balett! Bin gespannt!

 

Unser (Wunsch)Hotel

Tag der Fahne

23. August 2014 

Kaum waren wir gestern aus dem Internet=Cafe raus und um die Ecke zum Schlossplatz abgebogen, dachten wir, wir stehen mitten in einer Militaerparade. Nur dass auf den aufgestellten Panzern Kinder sassen und es ein Konzert auf der Buehne gab. Mit Parolen, Militaerchor und tanzenden Maedchen mit Fahnen. Es ist der Tag der Fahne, der hier gefeiert wurde. Hubschrauber landeten auf dem Platz, es war, wie ich dachte, dass es so nicht mehr ist. Hier ein paar Bilder! Eigentlich war ich so entsetzt, dass ich es am liebsten gleich aufgeschrieben haette, aber wir hatten nicht mehr so viel Zeit.

 

Im Mariinstkij Theater

23. August 2014

Kaum haben wir uns vor dem Schock auf dem Schlossplatz  erholt mussten wir schon los um uns fuer den Abend huebsch zu machen. Es ist hier wirklich wie es im Buch steht, das Wetter aendert sich sehr schnell. Nach dem wir uns umgezogen haben, es war wirklich nicht lange, standen wir vor der Tuer und es hat in Stroemen geschuetet. Also ueber die Abendgarderobe unsere obligatorischen Regenjacken an und nichts wie los! Wir waren mal wieder spaet dran.

Das Theater ist innen wunderschoen aber nicht so gross wie ich es mir vorgestellt habe. Von aussen sieht es so gigantisch aus. Uebrigens war es kein Problem Jakob mitzunehmen. Man ist doch nicht so streng, wie man es auf dem Papier aussehen laesst.

Die Vorfuehrungen natuerlich in der Perfektion, die man selten sieht. Und Carmen kann man immer sehen💔!

Nach dem Theater haben wir einen Schnellimbis gefunden, der ganz nach unserem Gusto ist: Las Veggis! Lecker!

Unten ein paar Impressionen aus dem Inneren!

Manifesta - endlich!

23. August 2014

Heute sind wir auf die Wassyliewskij Insel. Hier sind wir per Zufall auf das Parallelprogramm der Manifesta gestossen und gleich fuer mehrere Stunden geblieben.

Klasse, im alten Gemaeuer des Menschikow-Palastes. Die Raeumlichkeiten von Zerfall gezeichnet bieten eine perfekte Kulisse fuer die Kunstwerke der russischen Avantgarde. Hier ein paar Eindruecke.

Monster und Boeuf Stroganoff

24. August 2014

Wir gehen immer spaeter ins Bett und stehen immer spaeter auf. Gestern haben wir erst um halb 11 zu Abend gegessen. Es ist auch kein Wunder, man kann hier rund um die Uhr einkaufen. Ueberall wird damit Werbung gemacht und es sind auch immer Menschen auf den Strassen. Es wird am Wochenende gearbeitet. Heute kam uns ein Bagger in der Fussgaengerzone entgegen. Petersburg ist eine 24 Stunden Stadt! Nur Museen machen um 19 Uhr schon zu.

Heute waren wir in der Kunstkammer! Hier hat Peter der Grosse alles was ausserhalb der Norm war gesammelt. Neugeborene mit zwei Koepfen, ohne Extremitaeten, fehlenden Gehirnen und anderen Anomalien, alles in Spiritus eingelegt. Jakob war von den Vitrinen gar nicht mehr wegzubekommen. Warum ist das so? Was ist das? Hat das Baby noch gelebt? Hat Peter wirklich dafuer bezahlt, dass man ihm diese Kinder und Tiere gebracht hat...?

Gut, dass es noch ein paar andere Abteilungen gegeben hat. So das Leben der Inuit und anderer Voelker, was sehr altmodisch aufbereitet aber irgendwie nett und auch interessant war.

Nach einem Spaziergang zur Festungsinsel, wo es zur Freude von Marco und Jakob auch einen Strand zum Erkunden gab, sowie zur Peter und Paul Kathedrale (ein Muss fuer Touris), waren wir muede genug um mal richtig (sowjetisch) russisch essen zu gehen. Vegetarische Pelemeni, Pilze und das beruehmte Boeuf Stroganoff, benannt nach dem Fuersten Stroganoff, an dessen ehemaligem Palast wir taeglich mindestens einmal vorbei gehen, waren sehr lecker. Unten ein paar Eindruecke vom Tag!

Im Regen durch Friedhoefe und Kloster

25. August 2014

Heute regnet es immer wieder. Leider haben wir uns diesen Tag fuer den Besuch der beruehmten Friedhoefe im Alexander Newsky Kloster ausgesucht. Es ist unglaublich, wie unterschiedlich die Denkmale und Andenktafeln sind. Die einen preisen die Helden der Sovjetrepublik, die anderen die Leidenden dieser Zeit. Recht wenig wird der Menschen waehrend der Belagerung gedacht. Es ist wohl auch ein nationaler Schandfleck. Man hat es den Leningradern und deren Fuehrern als Versagen angerechnet. Also keine Heldentat, kein Denkmal (auf jeden Fall kein grosses).

Die beiden alten beruehmten Friedhoefe Lazarus und Tichviner werden langsam rastauriert. So verliert sich der Charme des Vergaenglichen. So ist das Denkmal von Lomonosow (Wissenschaftler aus Peters-Zeiten) etwas langweilig obwohl renoviert und als Attraktion ausgeschildert. Im Lazarus liegen die ganzen Adligen und Wuerdentraeger, wie Stroganoff, Scheremetjew, die Architekten Carlo Rossi und Giacomo Quarenghi, der Baseler Mathematiker Leonhard Euler usw.

Im Tichviner liegen die ganzen Kuenstler und Musiker, Tschaikowsky, Dostojewskij, Mussorgskij um nur ein paar zu nennen. Dieser Friedhof hatte noch viel Gruenflaeche und wirkt mehr wie ein Park. Unten ein paar Bilder dazu.

Die Fuersten Stroganoff

Wer kennt den nicht?

F. Dostojewskij mit all seinen Sorgen!

Tschaikowskij

Eingang zum Kloster

Dreifaltigkeites Kathedrale

Atheisten im Kloster

So werden die Glocken noch von Hand gespielt

Eremitage und sonst nix

26. August 2014

Ja, heute sind wir endlich in der Eremitage! Mit Tausenden anderer Touristen mit ihren Kameras, Smartphones und Tablets! Trotz dem haben wir es dort von morgens gleich nach der Oeffnung um 10.30 Uhr bis abends um fast 18 Uhr drin ausgehalten. Entsprechend der Empfehlung unseres Mueller-Reisefuehrers waren wir schon eine Stunde vorher da und haben uns in die noch sehr kurze Schlange gestellt. Keine 15 Minuten spaeter war sie schon betraechtlich angewachsen. Und das war erst der Anfang, sie wuchs weiter, wie ihr unten auf den Bildern sehen koennt.

Die Manifesta-Exponate - eigentliches Ziel unseres Eremitage-Besuches - waren zwischen den vielen beruehmten Bildern und Skulpturen aus mehreren Jahrhunderten Sammelleidenschaft der Zaren und anderer hochrangiger Fuersten verteilt. Es bedurften schon etwas Detektivarbeit diese in dem Gewusel der Menschen zu finden. Doch das ist ja das Konzept der Manifesta sich mit einem bestehenden Ort - diesmal die Eremitage - zu verbinden. Diesmal war es die direkte Beziehung zwischen alter und neuer Kunst, die es herzustellen galt. Ein paar interessante Exponate haben wir glatt auch fotografiert.

Mit gluehenden Fuessen haben wir uns dann zur naechsten Empfehlung unseres Reisefuehrers - immer zuverlaessig - geschleppt, "Botanika", ein vegetarisches Restaurant! Jetzt sind wir platt! Noch kurz in Internet-Cafe und dann nichts wie in die Horizontale.

Marmor und Beton

Beruehmte (schwule) Menschen

Der umstrittene Bilder-Zyklus von Marlene Dumas unter das Dach des Palastes verbannt

Eine der beruehmten Palastkatzen

Die Venus

Haus im Winterpalast (innen)

Kommentare

23.08.2014 20:08

Marion

Hallo Ihr, schöne Fotos und viel Interessantes👍. Weiterhin gute Reise, Marion